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Die Rolling Stones veröffentlichen nach 18 Jahren zum ersten Mal ein Album mit neuen Songs. So etwas wie eine objektive Plattenkritik scheint dabei nur schwer möglich, immer schwingt der „Kultstatus“ der „lebenden Legenden“ mit. Medien überschlagen sich mit Superlativen – „Hackney Diamonds“ sei „das beste Rockalbum seit zumindest 40 Jahren“, heißt es etwa. Cool bleiben nur die Stones selbst. Mick Jagger: „We are quite pleased with it.“
Seit über 60 Jahren gibt es die Rolling Stones. Zuvor waren sich Jagger und Keith Richards auf einem Bahnhof begegnet. Jagger trug an dem Tag eine Platte von Muddy Waters mit sich herum. Darauf fand sich der Song „Rollin’ Stone“, eine Interpretation des alten Mississippi-Blues-Songs „Catfish Blues“. Nach diesem haben sich die Stones benannt – und den Song performen sie nun auf ihrem neuen Album. Es schließt sich eine Klammer.
Eine Klammer schließt sich auch, weil Paul McCartney bei dem Song „Bite My Head Off“ den Bass spielt. Schon in den 1960er Jahren haben die Stones und die Beatles immer wieder einmal kooperiert. Ein kleiner Kreis schließt sich zudem mit „Sweet Sounds of Heaven“, auf dem neben Jagger auch Lady Gaga zu hören ist. Die beiden hatten zusammen bereits 2012 das alte Stones-Lied „Gimme Shelter“ auf der Bühne gesungen: Das ist im Konzertfilm „Grrr Live!“ festgehalten – wahrscheinlich eine der energetischsten Rockdarbietungen aller Zeiten (YouTube-Video ab Minute 1.27 schauen und staunen).
„A late-career masterpiece“
Alles an „Hackney Diamonds“ ist historisch. Der Blues ist historisch, der Rock ist historisch – nichts findet sich auf dem Album, was nicht ohne jede Adaptation schon 1980 möglich gewesen wäre. Die Songs sind manchmal sorgsam, manchmal etwas bombastisch arrangiert, die Riffs sitzen, die Refrains sind eingängig, die Energie ist da – das Gefühl mehr oder weniger, und die Singleauskoppelung „Angry“ hat Ohrwurmpotenzial. Ob jedoch einer der Songs die Jahrzehnte überdauern wird – wie „Gimme Shelter“ –, bleibt abzuwarten. Zufrieden ist Jagger mit dem Album jedenfalls, und das kann er auch sein – aber er bleibt cool, auf die britische Art: „We were quite pleased with it.“
Ganz anders hört sich das in internationalen Medien an: