Die österreichische Kunst- und Kulturszene ist höchst alarmiert. Es zeichnet sich beim ORF ein dauerhaftes Wegsparen der Kulturnachrichten und von Kulturprogrammen ab.
620 Kunst- und Kulturschaffende und 90 Kunst- und Kultureinrichtungen haben daher heute einen Offenen Brief an den Generaldirektor des ORF gerichtet, um ihren diesbezüglichen Befürchtungen Ausdruck zu verleihen. Die Situation wird wegen des Zusammentreffens des Spardrucks einerseits (Investitionen der letzten Jahre und Finanzierungsumstellung) und des Ausgabendrucks (Song Contest-Ausrichtung 2026) andererseits als sehr ernst eingeschätzt. Es kann und muss und soll alles getan werden, um den Gefahren der Auflösung kultureller Kompetenzen und Zuständigkeiten im ORF entgegenzuwirken und die Finanzierung der Song Contest-Austragung 2026 aus Kulturmitteln auszuschließen.
Kein Wegsparen von ORF–Kulturnachrichten und ORF-Kulturprogrammen
Offener Brief an den Generaldirektor des ORF, Roland Weißmann
Seit vielen Jahren wird vom ORF und von der Politik betont, dass der ORF sparen muss. Auch jetzt. Wir befürchten, das betrifft ganz wesentlich die ORF-Kulturprogramme. Zusätzlich haben wir die Sorge, dass die Sondermittel, die für die Austragung des Song Contests beschafft werden müssen, den Kulturprogrammen entzogen werden könnten.
Konkret befürchten wir, dass der ORF dort spart, worin er seine größte Stärke hat, bei den Kulturredaktionen in Hörfunk und TV und bei den ORF On-Kulturnachrichten sowie bei solchen ORF-Marken wie TOPOS, die zu neuen großen kulturellen Stärken des ORF geworden sind. Mit wachsender Unruhe sehen wir die Dezimierung von Redakteur/inn/en im Kunst- und Kulturbereich.
Zahlreiche Stellen in diesem Bereich wurden nicht mehr nachbesetzt und haben schon jetzt ein Vakuum hinterlassen, das zu einem spürbaren Verlust der kulturellen Kompetenz des ORF und der Zusammenarbeit mit den kulturellen Einrichtungen außerhalb des ORF geführt hat. Es kommt zum Beispiel immer wieder vor, dass auf ORF On keine Kulturnachricht zu finden ist und damit diese Rubrik komplett aus dem Informationsangebot des ORF verschwindet, weil keine entsprechend qualifizierten Nachrichten dafür aufbereitet werden können.
Dass Kultur im ORF nur sichtbar gemacht werden und bleiben kann, wenn es kompetente Redaktionen gibt, sollte eigentlich eine Selbstverständlichkeit darstellen. Bedauerlicherweise wird das nicht immer und von allen Seiten so gesehen. Dabei würde niemand auf die Idee kommen, es könnten beispielsweise auch vollkommen sachfremde Mitarbeiter/innen über Sportdisziplinen, von denen sie nichts wissen, etwas berichten.
Wir appellieren daher dringend an Sie:
1. TOPOS beizubehalten und den ORF-Online-Kulturjournalismus zu stärken,
2. die Kulturredaktionen nachzubesetzen,
3. keine Mittel aus dem Kunst- und Kulturbereich zur Finanzierung der Austragung des Song Contests heranzuziehen.
IG Autorinnen Autoren
Wien, 10.7.2025
Unterzeichner/innen: Personen (Stand: 10.7.2025)
Unterzeichner/innen: Einrichtungen (Stand: 10.7.2025)