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Für ein Abkommen und Waffenstillstand in Gaza

Stellungnahme österreichischer Autor/inn/enverbände und Aufruf österreichischer Autor/inn/en

Für die Freilassung der Geiseln, Hilfslieferungen und medizinische Versorgung

Wie schwer es ist, angesichts dessen, was am und seit dem 7.10.2023 in Israel und Gaza geschah, passende Worte zu finden, wissen wir. 

Noch wirken die Massaker der Hamas in vielen von uns nach und zwingen auch zu einer Klarstellung, die eigentlich selbstverständlich sein sollte, denn es kann das Hinschlachten Unschuldiger, das Vergewaltigen, das Schänden von Leichen und die Geiselnahme Wehrloser nicht legitimer Widerstand sein.  

Ebenso protestieren wir gegen die Welle an Antisemitismus, die nach den Gräueltaten der Hamas über die jüdischen Gemeinden weltweit hinwegschwappte. Auch sprechen wir uns gegen Kampagnen zum Boykott israelischer Literatur aus. 

Das Recht Israels zur Verteidigung seiner Existenz muss unbestritten sein, doch das rechtfertigt nicht eine Hungerblockade und kein Kriegsverbrechen gegen Unschuldige. Im Sinne der Protestdemonstrationen in Gaza gegen das Regime der Hamas und im Einklang mit der israelischen Zivilgesellschaft schließen wir uns deren Forderungen nach einer sofortigen Freilassung der Geiseln, nach einem Waffenstillstand und einem Abkommen an.

Keinen Aufschub darf es für Hilfslieferungen und medizinische Versorgung für die Bevölkerung in Gaza geben. Gemeinsam mit wichtigen Stimmen der israelischen und der palästinensischen Literatur hoffen wir auf ein Ende der Gewalt und auf einen neuen Anfang der Verständigung. Gerade angesichts der Abertausenden unschuldigen Toten wird klar, dass es ohne Dialog und Frieden keine Zukunft für beide Völker geben kann.


Grazer Autorinnen Autorenversammlung
Österreichischer PEN Club
Österreichischer Schriftsteller/innenverband
IG Autorinnen Autoren
Wien, 28.5.2025


 

Gaza – Aufruf von 90 österreichischen Autorinnen und Autoren

Sofortiges Ende der Kampfhandlungen in Gaza

Das Massaker der Hamas vom 7. Oktober 2023 ist durch nichts zu rechtfertigen. Unbestreitbar steht Israel das Recht auf Selbstverteidigung zu. Oberster Grundsatz dabei muss die Wahrung der Verhältnismäßigkeit sein. Das ist schon lange nicht mehr der Fall.

Die Regierung Netanjahu nimmt zehntausende zivile Todesopfer unter der Bevölkerung Gazas und die völlige Zerstörung des gesamten Landstrichs in Kauf, um ihre Kriegsziele zu erreichen. Sie gefährdet Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter internationaler Hilfsorganisationen, setzt Hunger als Waffe ein, treibt die Bevölkerung durch den Gazastreifen und denkt ungeniert über ethnische Säuberungen und Massendeportationen nach. Gleichzeitig ermutigen rechtsextreme Regierungsmitglieder radikale Siedler im Westjordanland zum Landraub an der palästinensischen Bevölkerung und zur Errichtung neuer illegaler Siedlungen.

350 israelische Schriftstellerkolleginnen und -kollegen beklagen in einem offenen Brief das entsetzliche Leid der hilflosen Zivilbevölkerung Gazas. Was dort geschieht, geschehe nicht in ihrem Namen. Sie fordern ein sofortiges Ende des Krieges, die Rückkehr der israelischen Geiseln und eine internationale Vereinbarung über die Zukunft des Gazastreifens.

Dem ist wenig hinzuzufügen. Sich gegen die menschenverachtende, für alle, die ihr schutzlos ausgeliefert sind, todbringende Politik Netanjahus auszusprechen, hat mit Antisemitismus nichts zu tun. Dass sich einschlägige Akteure die Gelegenheit zunutze machen, ihren Antisemitismus damit zu legitimieren, ist eine große Gefahr, der mit jeder Wortmeldung entschieden entgegengetreten werden muss. Sie enthebt aber nicht der Verantwortung, sich der Situation zu stellen und gemeinsam mit den in Offenen Briefen in Israel gegen dieses Vorgehen protestierenden Schriftsteller/innen und Künstler/innen sowie mit den auf Israels Straßen gegen diese Politik Demonstrierenden wie auch jenen im Gazastreifen gegen die Hamas und mit vielen anderen Stimmen in aller Welt nicht zu schweigen, wenn die einen Greuel als fortgesetzte Rechtfertigung für die anderen Greuel herhalten müssen.

Das Töten im Gazastreifen muss ein Ende finden. Die verbliebenen Geiseln müssen freikommen. Die Lebensmittelversorgung der Bevölkerung im Gazastreifen darf nicht länger blockiert, die noch vorhandenen medizinischen Einrichtungen müssen wirksam geschützt werden. Die internationale Staatengemeinschaft muss für das Zustandekommen und die Einhaltung eines dauerhaften Friedens sorgen.

Gerhard Altmann, Denial Bahtijaragić, Ewald Baringer, Thomas Andreas Beck, Ruth Beckermann, Michael Beisteiner, Reinhold Bilgeri, Evelyn Bubich, Georg Bydlinski, Manfred Chobot, Sieglind Demus, Herbert Eigner-Kobenz, Nahid Ensafpour, Gregor Fink, Franz Forster, Franzobel, Nina Frey, Karl-Markus Gauß, Daniel Glattauer, Thomas Gratzer, Christl Greller, Josef Hader, Maja Haderlap, Mehrzad Hamzelo, Petra Hartlieb, Monika Helfer, Maria Hofstätter, Reinhart Hosch, Christoph Janacs, Sarita Jenamani, Nils Jensen, Hahnrei Wolf Käfer, Isabella Maria Kern, Fritz Peter Kirsch, Siegmund Kleinl, Gabriele Kögl, Michael Köhlmeier, Christian Kolonovits, Walter Kootz, Erika Kronabitter, Ludwig Laher, Helga Lion, Chris Lohner, Karl Lubomirski, Helene Maimann, Barbi Marković, Eva Menasse, Annemarie Moser, Karl Müller, Ishraga Mustafa Hamid, Heinz Nußbaumer, Cornelius Obonya, Mario Oppelmayer, Michael Ostrowski, Herbert Pauli, Traude Pillai-Vetschera, Lorena Pircher, Hans Platzgumer, Erika Pluhar, Mechthild Podzeit-Lütjen, Stella Promussas, Doron Rabinovici, Julya Rabinowich, Otto Hans Ressler, Werner Richter, Peter Rosei, Eva Rossmann, Gerhard Ruiss, Gabriele Russwurm-Biro, Damir Saračević, August Sarnitz, Evelyn Schalk, Martin Schenk, Siljarosa Schletterer, August Schmölzer, Thomas Schrems, Jelena Semjonowa-Herzog, Ingrid Thurner, Sylvia Treudl, Vladimir Vertlib, Erwin Wagenhofer, Peter Waterhouse, Wolfgang Weigel, Renate Welsh-Rabady, Peter Paul Wiplinger, Marion Wisinger, Dorothea Zeichmann, Gerhard Zeillinger, Memet Zeki  Metin, O.P. Zier

Wien, 27.5.2025