Wir sind entsetzt, empört, schockiert. Qualitätsmedien wie der Kurier beenden aus Kosten- bzw. Einsparungsgründen die Mitarbeit der für Buchbesprechungen und Literatur zuständigen Redakteurin oder kündigen wie die Presse das Lektorat und Korrektorat, um es auf KI-Assistenzleistungen zu übertragen.
Wir gehen davon aus, dass es sich auch bei anderen Qualitätsmedien so verhält und sich das eine Medium bei seinen Sparplänen am anderen orientiert. Dem Vernehmen nach wurden alleine in den letzten 14 Tagen mehr als 40 Redakteur/innen im Bereich der anspruchsvolleren Tagespresse gekündigt. Zukäufe, Billigschreibkräfte in prekären Arbeitsverhältnissen und KI-Assistenzen sollen die qualifizierte ständige Mitarbeit ersetzen. Dass und wie die Informationsvielfalt und Qualität darunter leiden, ist bereits jetzt unverkennbar. Oberflächlichkeiten und Schlampigkeitsfehler häufen sich. Teilnehmer/innen am öffentlichen Geschehen ziehen sich zunehmend mehr zurück in die Eigenberichterstattung.
Wenn nun vor allem im Literatur-, Kunst- und Kulturbereich und in der Qualitätskontrolle Einsparungspotentiale bei den Qualitätsmedien gesehen werden, so bedeutet das deren Ende. Das automatisierte Wissen wird dem menschlichen Wissen und der menschlichen Erfahrung im Umgang mit Sprache vorgezogen. Nicht irgendwo, sondern in Zeitungen, die für die Stichhaltigkeit ihrer Berichte, Nachrichten und Informationen bürgen wollen. Solche Medien beenden ihre Verpflichtungen gegenüber der Öffentlichkeit und richten ihre Inhalte auf Dienstleistungen und Marketing aus.
Dass gespart werden muss, ist von überall her zu hören. Es gibt auch objektive Gründe dafür. Es gibt aber ebenso hausgemachte. In der Politik und in den Medien. Das jetzige Ergebnis daraus ist: Gespart wird bei der Qualität. Es ist ein benütztes Sparen zur inhaltlichen Neuausrichtung, und es ist ein verantwortungsloses Sparen zum weiteren Abbau eines mündigen Umgangs mit dem Geschehen und mit den Lebensumständen. Ein solches Sparen darf nicht auch noch durch Medienförderungen nach Qualitätskriterien belohnt werden.
Wir fordern eine sofortige breite öffentliche Auseinandersetzung über diese jüngsten Entwicklungen mit raschen Gegenstrategien und Maßnahmen zur Qualitätssicherung auf dem österreichischen Printmediensektor. Wir fordern die komplette Offenlegung der aktuellen Sparvorhaben der österreichischen Medien. Wir können und werden diese Zerstörung einer unabhängigen, qualitativ hochwertigen österreichischen Medienlandschaft nicht hinnehmen. Wir sind nicht dazu bereit, die Rolle der Medien als vierte Gewalt im Staat und als Säule der Demokratie aufzugeben und die öffentliche Meinung Medien mit Dienstleistungscharakter und Marketingaufgaben zu überlassen. Wir sind nicht dazu bereit, einem Qualitätsbegriff zu folgen, der der Meinung ist, ohne Literatur, Kunst und Kultur auskommen zu können.
Gerhard Ruiss, IG Autorinnen Autoren
Wien, 6.10.2025